Mittwoch, 22. Februar 2012

Unfriend the Hard Way




Ein Klick. Weg.
Statt 259, nun 258. Abgehakt-  die Online-Mission ist erledigt.

Real sieht die Sache anders aus. Auch wenn das Wort „unfriend“ bereits zum Vokabular des ein oder anderen gehört, so ist die Durchführung im echten Leben durchaus komplizierter als im medialen.
Es ist direkter, intensiver und erfordert größere Sensibilität.
Herausgefordert durch eben jene Aufgabe stellte ich mir die Frage:

Wie beende ich eine Freundschaft sub(s)til?

Ein scheinbar naives, gar banales Thema, aber für mich eines, auf das noch nicht wirklich eine Antwort gefunden wurde.
Win-Win- Situationen gibt es hier nicht, zumindest wenn es ein einseitiges Beenden der Freundschaft ist; alles andere ist auch weniger ein Problem.
Und ja, es unterscheidet sich vom Schluss machen, denn eine Freundschaft ist keine Partnerschaft, es gibt unterschiedliche Charakteristika.
Welche Taktik kann man also wählen, um möglichst feinfühlig ein Ende zu setzen?

Spontan fällt mir Ignoranz ein.
Die wohl einfachste Methode für den einen. Der andere, eventuell nichtsahnende, leidet dabei ziemlich. Je nach Intensität der Freundschaft kann ein Beenden auf diese Weise den anderen in eine Sinnkrise, eine Phase der Selbstzweifel und Selbstkritik stürzen; Fragen aufwerfen, die eventuell unbeantwortet bleiben.
Diesen krassen Weg rechtfertigt eigentlich nur eine Todsünde des anderen, und die wäre ihm ja im Zweifelsfall bewusst.
Es gibt zwar keine Studien über den häufigsten Kurs in dieser Situation, aber die Ignoranz läge sicherlich weit vorne; wir lieben es einfach und mühelos.

Das direkte Gespräch ist eine Alternative. Allerdings wird hier aus dem Beenden ein oft krampfhaftes in die Länge ziehen, gestützt von Neuanfängen und „Ich versuch mich zu ändern“- Kapriolen. Abgesehen davon, dass Veränderung an sich meist die Ursache für Auseinanderdriften und Distanz ist, helfen diese Versuche selten.
Wer sich selbst akzeptiert, entwickelt sich in eigene Richtungen.
Direkt sein ist Pflicht und in den meisten Fällen ehrenhaft; ist der Beschluss zum Freundschaftsende jedoch bereits gefallen, hilft das direkte Gespräch kaum.

Verlaufen lassen ist eine andere Strategie. Man reagiert nur noch sporadisch auf Nachrichten und Anrufe und errichtet die emotionale Mauer. Soll heißen, dass man auf die Probleme des anderen nur noch vereinzelt und ausschließlich rational eingeht und seine eigenen für sich behält. Alle noch vorhandenen Bindungen lässt man absterben. Und schon kann man die übernutzte Phrase des „wir haben uns auseinander gelebt“ nutzen, quasi als Finale der Inszenierung.

Alternative zu dieser eher zeitaufwendigen Variante ist der provozierte Konflikt.
Zusammenhangslos und möglichst ekelhafter Natur sorgt er für ein plötzliches und stilloses Aus, verbunden mit dem ganzen Dreck, der nochmals aufgewühlt und dem anderen genüsslich ins Gesicht geschmiert wurde.

Um ehrlich zu sein überzeugt mich keiner dieser Wege.
Das ist wohl der Grund, warum viele Menschen auch keinen davon einschlagen, sondern
sich für das schwer ertragbare Erhalten der Freundschaft entscheiden und sich dabei wie ein guter Mensch fühlen.
Sorry, I don´t think so.
Bei jedem Treffen zu denken, wie sehr dein Gegenüber dich nervt, wie sehr dich seine Gesten ankotzen und wie dein Desinteresse genau so stark steigt wie dein Mitgefühl nachlässt, ist gewiss nicht die Definition eines guten und sensiblen Menschen.
Es ist falsch und alles andere als authentisch.

Freundschaften zu beenden ist keine Alltagshandlung und man wird, so hoffe ich, nie gut darin sein. Trotzdem ist es manchmal unausweichlich.
Die einzige Leitlinie, der man folgen sollte, ist Würde zu bewahren- die des anderen und seine eigene.

3 Kommentare:

  1. Ich frage mich gerade, weshalb man sich ueberhaupt bewusst "entfreunden" wollen sollte? Das passiert doch meistens eher passiv - wenn man sich (einseitig oder auch gegenseitig) nur noch auf die Nerven geht, schraenkt man den Kontakt doch quasi automatisch ein und die Freundschaft verlaeuft im Sande.
    Unfriending kenne ich nur aus dem Kontext, dass man jemanden im real life kaum kennt (dementsprechend auch nicht wirklich befreundet ist) und denjenigen deshalb aus der "Freundes"liste loescht ...
    Abgesehen davon ein schoen geschriebener Text und eine umfassende, interessante Sichtweise in Bezug auf unfriending!

    AntwortenLöschen
  2. hey kann man dich auch persönlich anschreiben ich würde gerne was dazu schreiben ..

    AntwortenLöschen
  3. Hey! An der Sidebar ist eine Verlinkung zu meinem Facebook, da kannst du mir gerne eine Nachricht schreiben :)

    AntwortenLöschen